Interview aus der MOVO Ausgabe 4/2023:
Carsten Friedrich ist Mitbegründer eines Vereins, der seit 2020 Männergruppen vernetzt und deren Leitern Möglichkeiten zum Austausch bietet. Der 58-Jährige lebt in Asperg bei Stuttgart.
Warum braucht es ein Netzwerk für Männergruppen?
Unser Verein hat einen Schwerpunkt auf der Ermutigung und Befähigung, neue Gruppen zu gründen. Unsere erfahrenen Mitglieder verstehen sich als Mentoren, die den gesamten deutschsprachigen Raum abdecken. Wir treffen uns monatlich abends zwei Stunden virtuell zum Austausch und haben eine Art Werkzeugkoffer mit Methoden erstellt, mit dem Gründer arbeiten können. Einmal im Jahr treffen wir uns persönlich.
Wofür braucht es überhaupt Männergruppen?
Das ist sehr individuell. Es gibt reine Redekreise; Gruppen, die sich vorwiegend Outdoor treffen; in denen gesungen oder gebetet wird; die viel Körperarbeit machen oder die der Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung dienen. Manche Gruppen sind methodisch offen und finden ihre Themen je spontan. Welche Gruppe worauf den Fokus hat, liegt oft am Leiter oder Organisator.
Weshalb sollten Männer unter sich sein?
Wir kreieren hier „geschützte Räume“. Alles, was in diesem Rahmen besprochen und erlebt wird, bleibt dort. Wenn ein Mann etwas außerhalb dieses Kreises teilen möchte, erzählt er ausschließlich von sich selbst. Außerdem ist alles freiwillig. Beides zusammen ermöglicht Teilnehmern, sich zu öffnen und sich in ihrer spezifischen Männlichkeit mit all ihren Facetten von Licht und Schatten zu zeigen. Dieses Vertrauen und diese Verbundenheit, nicht bewertet zu werden, wirken sehr kraftvoll und sind oft Inspiration für persönliche Veränderung.
In der Männerarbeit ist das Spektrum sehr breit von freikirchlich über therapeutisch bis schamanisch. Wie gelingt diese Vielfalt in eurem Netzwerk?
Bei uns ist jeder willkommen, der sich als Mann fühlt, auf der Suche ist und sich entwickeln möchte. Da wir alle das gemeinsame Ziel haben, Männer zu unterstützen und zu bereichern, sind Unterschiede die Chance für persönliches Wachstum. Diversität verstehen wir als Ressource.
Habt ihr Aufnahme- und Qualitätskriterien?
Auf unserer Webpage gibt es den Bereich „Ethik“, wo wir neun Punkte festhalten, die unsere Grundlage sind. Viele Männer leiten ihre Gruppen ehrenamtlich und mit viel oder wenig Erfahrung. Im Netzwerk möchten wir sie schulen, befähigen und ermutigen.
Woran erkenne ich das passende Angebot für mich?
Hauptkriterium ist vielerorts noch die lokale Erreichbarkeit, vor allem im ländlichen Raum. Die Ausdifferenzierung folgt meist, wenn eine Gruppe zahlenmäßig an ihre Grenzen kommt.
(Quelle: Männermagazin MOVO – Was Männer bewegt, Ausgabe 04/2023. SCM Bundes-Verlag gGmbH. www.movo.net)